Fabian Jochen Kanzler & Steve Michaelis

Graphic Design, Conceptual Design & Research

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Redesign des Logos des Anhaltischen Theaters in Dessau.

Das neue Logo für das Anhaltische Theater Dessau zitiert das alte Logo und die Fassade des Großen Hauses. Dies wird auf lediglich 12 rote Linien reduziert. Somit erzeugt das Logo auch eine Assoziation zum, geschlossenen, Theatervorhang. Gezeichnet sind die roten Linien, natürlich, mit dem Rotstift und beziehen sich damit direkt auf Mittelkürzungen in der Theaterlandschaft Sachsen-Anhalts.
Die Positionierung der Bild- vor der Wortmarke zeigt die Einschränkungen denen das Theater unterlegen ist.


Sachsen-Anhalt, Land der Frühaufsteher.

Bei einer Studentenparty, auf der ich als DJ eingeladen war, sagte eine Polizeibeamtin, während sie meine Personalien aufnahm, folgendes: »Sie müssen das verstehen, die Leute müssen morgen früh alle um sieben auf'm Amt sein.«.

Sachsen-Anhalt hat mit einer Strukturschwäche zu kämpfen. Das Land hat kein Geld und muss sparen. In einer Zeit in der alles auf Gewinn, auf Optimierung, aus ist und die Wirtschaft einen immer größeren Einfluss auf alle Bereiche des Lebens ausübt hat sich die Landesregierung dazu entschlossen Geld an der Stelle zu sparen die den geringsten Gewinn abwirft: der Kultur.

Die gegenwärtige implosive Politik, besonders in den Bereichen Kultur und Bildung ist eine Farce. Die Entlassung des Direktors der Stiftung Bauhaus Philipp Oswalt hat weltweit für Empörung gesorgt. Theater und Universitäten werden durch Kürzungen existentiell bedroht. Ein Ende ist nicht abzusehen, denn die Landesregierung versucht direkten Einfluss auf das Freiheitsrecht der Kunst zunehmen.

Greifbare Absichten sind aber nicht zu erkennen. Offiziell wird geschwiegen oder auf Sparmaßnahmen zur Sanierung der Landeskassen verwiesen. Dies kann aber kein Grund sein, belaufen sich die Mittelkürzungen an den Theatern auf unter einem Prozent des Landeshaushaltes.

Doch wagt man ein dystopisches Gedankenspiel kann man ein düsteres Ziel erkennen.

»Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.« — Johann Christoph Friedrich von Schiller

Georges Bataille sprach davon das der Mensch sich vom Tier in der Verschwendung unterscheidet. Der Mensch kann sinnlose Taten vollbringen und diese auch von Sinnvollen unterscheiden. Also Taten, die nicht zwingend zum Leben notwendig sind. Aus dieser Verschwendung von Ressourcen ist die gesamte menschliche Kultur hervorgegangen.
So hat der Mensch schon früh begonnen Geschichten zu erzählen, Bilder an Höhlenwände zu malen, Mythen zu erfinden und an Götter zu glauben.
Auch das Theater entstand auf diese Weise.
Dem verschwenderischen, spielenden Menschen, dem Homo ludens, sind all unsere Errungenschaften zu verdanken.
Natürlich ist der Homo ludens auch unbequem, er ist selbstständig, er denkt.

Aus wirtschaftlicher Sicht ist dies natürlich völliger Humbug. Geschichten erzählen, Opfergaben bringen, Mitdenken ist reinste ökonomische Verschwendung und nicht rentabel.
Aber in der selben Zeit arbeiten, funktionieren, schon.

Wenn man den Menschen nun all seiner Bildung und Kultur beraubt ist er kein Mensch mehr. Er verliert jede Freiheit und Mündigkeit, er verliert die Fähigkeit zu spielen.

Vielleicht ist ja Sachsen-Anhalt ein Experiment um den perfekten Homo faber, der sich nur unwesentlich vom Tier unterscheidet, zu erschaffen.


Link: Anhaltische Theater Dessau